Krankheit & Therapie

Bluthochdruck

Bluthochdruck (arterielle Hypertonie): Dauerhaft erhöhte Blutdruckwerte von mindestens 140/90 mmHg. Etwa 25 % der erwachsenen Bevölkerung und die Hälfte der über 50-Jährigen leiden an Bluthochdruck, wobei knapp ein Drittel der Betroffenen nichts davon weiß. Doch auch unbemerkt kann erhöhter Bluthochdruck zu schweren Organschäden führen und muss deshalb behandelt werden. Dabei kommen neben einem gesundheitsbewussteren Lebensstil mit Nikotinverzicht, Gewichtsreduktion und Bewegung vor allem blutdrucksenkende Medikamente zum Einsatz.

Als Blutdruckentgleisung (hypertensiver Notfall) bezeichnet man akute Blutdruckwerte über 230/120 mmHg. Es drohen dann Verwirrtheit, Krampfanfälle oder auch schwerwiegende Komplikationen wie der akute Schlaganfall, die akute Linksherzinsuffizienz mit Lungenödem oder die Aortendissektion. Eine sofortige Blutdrucksenkung durch eine (Not-)Ärzt*in und die Einweisung in eine Klinik sind erforderlich!

Symptome und Leitbeschwerden

  • Häufig symptomlos
  • Kopfschmerzen beim Aufwachen, vor allem im Hinterkopfbereich
  • Herzklopfen, stechende Brustschmerzen
  • Häufiges Nasenbluten
  • Atemnot bei Belastung
  • Schwindelanfälle, Ohrensausen, Sehstörungen, Verwirrtheit
  • Bei zugrunde liegenden Hormonstörungen: Muskelschwäche, auffällig viel Durst und häufiger Harndrang, ungewöhnliches Schwitzen, ausgeprägte Gewichtsveränderungen.

Bei Blutdruckentgleisung:

  • Möglicherweise Sehstörungen, Schwindel, stärkste Kopfschmerzen, Atemnot, Herzschmerzen oder reißende Schmerzen im Brustkorb oder Bauchbereich, Bewusstseinsstörungen oder Lähmungserscheinungen.

Wann in die Arztpraxis

In den nächsten Tagen, wenn

  • erstmals hohe Blutdruckwerte gemessen werden
  • sich Beschwerden wie grundloses Nasenbluten (außer bei Jugendlichen während der Pubertät), Blut im Urin oder Kopfschmerzen beim Aufwachen häufen
  • sich Körperform, Gewicht, Durst, Wasserlassen, Schwitzen oder die Belastungsfähigkeit auffällig ändern
  • Herzklopfen, Schwindelanfälle oder Sehstörungen auftreten.

Sofort zur Ärzt*in oder ins Krankenhaus, wenn die Blutdruckwerte

  • anhaltend über 200/120 mmHg liegen
  • sich mit den ärztlich verschriebenen Medikamenten nicht absenken lassen
  • mit Unwohlsein verbunden sind.

Die Erkrankung

Bluthochdruck liegt vor, wenn bei mehrmaligen Messungen an verschiedenen Tagen und zu verschiedenen Zeiten in Ruhe Werte von 140/90 mmHg und mehr ermittelt wurden.

Je nach systolischen und diastolischen Blutdruckwerten unterscheiden die europäischen Leitlinien folgende Blutdruck-Zustände

  • Optimaler Blutdruck: < 120/80 mmHg
  • Normaler Blutdruck: < 130/85 mHg
  • Hoch-normaler Blutdruck: 130/85–139/89 mmHg
  • Hypertonie Grad I: 140/90–159/99 mmHg
  • Hypertonie Grad II: 160/100–179/109 mmHg
  • Hypertonie Grad III: > 180/110 mmHg
  • Hypertensiver Notfall: > 230/120 mmHg.

Daneben gibt es die isolierte systolische Hypertonie mit systolischen Werten > 140 mmHg und diastolischen Werten < 90 mmHg, die vor allem bei älteren Menschen auftritt. Bei dauerhaft > 120 mmHg erhöhten diastolischen Blutdruckwerten spricht man von einer malignen Hypertonie, die zu schweren Netzhautveränderungen und Nierenschäden führt.

Hinweis: Die Definition des optimalen Blutdrucks wird unterschiedlich diskutiert und ist Gegenstand aktueller Forschung. Besonders streng sind die amerikanischen Leitlinien, in denen schon systolische Werte > 120 mmHg als erhöht gelten und Werte > 130/80 mmHg als Hypertonie Grad I. Die amerikanischen Expert*innen begründen dies damit, dass Herz-Kreislauf-Komplikationen schon ab einem dauerhaften systolischen Wert von 130 mmHg erheblich zunehmen. Kritiker*innen bemängeln, dass durch die gesunkenen Richtwerte viele vorher gesunde Menschen plötzlich als krank eingestuft werden. Außerdem gehe die starke Blutdrucksenkung mit Nebenwirkungen einher wie z. B. einer erhöhten Sturzgefahr.

Formen und Ursachen

Ein Bluthochdruck kann sich aufgrund verschiedener Ursachen entwickeln, in vielen Fällen kombinieren sich die auslösenden Faktoren, man spricht dann von einer multifaktoriellen Genese. So führen z. B. versteifte Arterien und ein erhöhtes Blutvolumen zu einem gesteigerten Druck im Gefäßsystem. Auch das ZNS sowie Hormone können zu einer Engstellung der Blutgefäße führen und damit einen Anstieg des Blutdrucks bewirken. Der eigentliche Auslöser dieser Prozesse bleibt häufig unklar.

So ist die auslösende Ursache bei der essenziellen Hypertonie (primäre Hypertonie, idiopathische Hypertonie, über 90 % aller Bluthochdruckpatient*innen) unbekannt. Die familiäre Häufung zeigt, dass erbliche Faktoren bei der Entstehung von Bluthochdruck eine wichtige Rolle spielen. Daneben begünstigt ein ungesunder Lebensstil die Entwicklung einer essenziellen Hypertonie, z. B.

  • Rauchen
  • erhöhter Kaffee-, Alkohol- und Salzkonsum
  • Bewegungsmangel
  • Übergewicht (Adipositas)
  • Stress.

Bei Frauen ist Bluthochdruck oft mit den hormonellen Veränderungen nach den Wechseljahren verbunden, ohne dass man die genauen Zusammenhänge kennt. Vor den Wechseljahren leiden Frauen seltener an Bluthochdruck als Männer.

Die sekundäre Hypertonie ist dagegen ein Bluthochdruck, der in Folge einer anderen Erkrankung entsteht. Dies kommt bei etwa 5–10 % der Hochdruck-Patient*innen vor. Im Gegensatz zur essenziellen Hypertonie ist die sekundäre Hypertonie heilbar, wenn die auslösende Ursache beseitigt wird.

  • Vor allem die Niere kann über die Ausschüttung blutdruckwirksamer Substanzen und über die ausgeschiedene Harnmenge den Blutdruck beeinflussen. Viele chronische Nierenerkrankungen sind daher auch mit hohem Blutdruck verbunden, z. B. die Glomerulonephritis.
  • Daneben täuscht eine Verengung der für die Nierendurchblutung verantwortlichen Arterie (Nierenarterienstenose) einen zu niedrigen Blutdruck vor, was ebenfalls blutdrucksteigernde Reaktionen in Gang setzt (renale Hypertonie). Wenn man zu lange wartet, um die Verengung zu beseitigen, kann es sein, dass der Bluthochdruck "fixiert" wird und trotz einer Operation bestehen bleibt.
  • 50 % der Patient*innen mit einem Schlafapnoe-Syndrom entwickeln einen Bluthochdruck. Hier vermuten die Ärzt*innen, dass der durch den Sauerstoffmangel im Schlaf ausgelöste Dauerstress den Blutdruck in die Höhe treibt.
  • Eine ganze Reihe von Erkrankungen der Hormondrüsen (so z. B. Erkrankungen der Nebenniere, der Schilddrüse, der Nebenschilddrüse und der Hirnanhangsdrüse) kann neben anderen Beschwerden auch den Blutdruck erhöhen, z. B. bei
    • Conn-Syndrom
    • Phäochromozytom
    • Cushing-Syndrom
    • Adrenogenitalem Syndrom
    • Akromegalie
    • Schilddrüsen-Überfunktion
    • Nebenschilddrüsen-Überfunktion.
  • Unter der Einnahme verschiedener Medikamente, z. B. der "Pille" oder Kortison, kann sich ein Bluthochdruck entwickeln.
  • Außer den Genussmitteln Nikotin und Alkohol führt auch ein regelmäßiger hoher Konsum von Lakritze (> 250 g/Tag) zu einem Bluthochdruck.
  • Gefäßfehlbildungen sind ebenfalls mögliche Ursachen für einen Bluthochdruck. So z. B. bei einer Aortenisthmusstenose, bei der die erhöhten Blutdruckmesswerte typischerweise nur auf die Arme begrenzt sind.

Verlauf und Komplikationen

Langjährig erhöhter Blutdruck führt zur Verdickung der linken Herzkammermuskulatur, weil die linke Herzkammer gegen den permanent erhöhten Gefäßwiderstand der Körperschlagadern anpumpen muss. Der verdickte Herzmuskel braucht aber entsprechend mehr Sauerstoff für seine Mehrleistung. Dieser Mehrbedarf kann so ausgeprägt sein, dass die Herzkranzgefäße keine ausreichende Durchblutung des Herzmuskels mehr gewährleisten und bei Belastung eine Angina pectoris auftritt. Im weiteren Verlauf erschöpft der Herzmuskel und es entwickelt sich eine Herzinsuffizienz sowie eine Neigung zu Herzrhythmusstörungen und arteriosklerotischen Gefäßveränderungen wie z. B. KHK, pAVK oder Nierenarterienstenose.

Bei vielen Patient*innen treten essenzielle Hypertonie, Übergewicht sowie ein gestörter Glukose- und Fettstoffwechsel gemeinsam auf. Dieser Symptomenkomplex wird als metabolisches Syndrom bezeichnet und geht mit einem besonders hohen Risiko für die oben beschriebenen Herz-Kreislauferkrankungen einher.

Diagnosesicherung

Weil der Blutdruck auch bei Gesunden natürlichen Schwankungen unterliegt und sich von Minute zu Minute ändert, darf einzelnen Messwerten nicht zu viel Bedeutung beigemessen werden. So führt z. B. die innere Anspannung bei Arztbesuchen dazu, dass sich ~ 30 % der dort (meist zu hoch) gemessenen Blutdruckwerte bei Kontrollen nicht bestätigen (Weißkittelhochdruck).

Bei schwankenden Blutdruckwerten ist der Mittelwert aus wenigstens 12 Messungen über eine Woche verteilt als verlässlicher Blutdruckwert anzusehen. Auch eine Langzeit-Blutdruckmessung eignet sich bestens, um den tatsächlichen Blutdruck zu ermitteln. Sie hat den Vorteil, dass sie auch die nächtlichen Blutdruckwerte berücksichtigt.

Bei neu entdecktem Bluthochdruck muss die Ärzt*in zunächst abklären, ob es sich um eine essenzielle oder sekundäre Form handelt und ob bereits Folgeschäden bestehen. Sie prüft daher, ob eine familiäre Veranlagung für Bluthochdruck bekannt ist und möglicherweise Risikofaktoren oder Hinweise für Herz- und Gefäßkrankheiten, Nierenerkrankungen oder Hormonstörungen vorliegen.

Meist schließen sich Laboruntersuchungen, EKG, Echokardiografie, Ultraschalluntersuchungen des Bauchraumes und der Nierengegend sowie eine Urinuntersuchung an. Bei Verdacht auf eine Nierenarterienstenose führen Farbduplexsonografie, Digitale Substraktionsangiografie (DAS) oder die MR-Angiografie zur Diagnose.

Am Augenhintergrund sind die Folgen des Bluthochdrucks schon vergleichsweise früh durch Veränderungen an den kleinen Blutgefäßen sichtbar. Dies kann im Zweifelsfall den Ausschlag zur Behandlung auch bei nur gering erhöhten Bluthochdruckwerten geben. Da die Augen einen Anteil des Gehirns darstellen, ist bei Hypertoniker*innen die Spiegelung der Netzhaut sehr wichtig. Vom Durchblutungszustand des Augenhintergrundes kann die Ärzt*in einen Rückschluss auf den Durchblutungszustand des Gehirns ziehen.

Behandlung

Ob und wie weit der Blutdruck gesenkt werden soll, hängt vom Gesamtrisiko für Herz- und Gefäßkrankheiten, vom Allgemeinzustand und den Wünschen der Patient*in ab. Bei einem sekundären Bluthochdruck muss allerdings die zugrundeliegende Erkrankung bzw. der Auslöser behandelt werden. Das bedeutet beispielsweise die nächtliche Überdruckbeatmung mit CPAP-Maske beim Schlafapnoesyndrom, der Ersatz der "Pille" durch andere Verhütungsmittel, wenn diese zu einem Hochdruck geführt hat oder das Erweitern einer verengten Nierenarterie mit dem Katheter.

Therapiebeginn

  • Die aktuellen europäischen Leitlinien empfehlen bei einer Hypertonie Grad I (Blutdruckwerte ab 140–159/90–99 mmHg) zunächst einen mehrmonatigen Versuch, die Blutdruckwerte mithilfe von Lebensstiländerungen wie Gewichtsreduktion und Nikotinverzicht zu senken. Gelingt dies innerhalb von drei bis sechs Monaten nicht, kommen blutdrucksenkende Medikamente zum Einsatz.
  • Eine sofortige medikamentöse Behandlung ist bei Patient*innen mit einer Hypertonie Grad I zu erwägen, wenn zusätzliche Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (beispielsweise Diabetes, Fettstoffwechselstörung, Rauchen, hoher Alkoholkonsum, Übergewicht, körperliche Inaktivität) vorliegen oder bereits bluthochdruckbedingte Herz- und Nierenschäden oder arteriosklerotische Veränderungen der Blutgefäße bestehen.
  • Eine Hypertonie Grad II oder Grad III (160/100 mmHg) soll unmittelbar medikamentös therapiert werden. Das entbindet die Patient*in nicht von der Mitarbeit: Die Hinwendung zu einem gesünderen Lebensstil mit Nikotinverzicht und Bewegung ist ebenfalls unabdingbar.
  • Bei hoch-normalem Blutdruck bis 139/89 mmHg ist eine medikamentöse Behandlung angezeigt, wenn oben genannte Risikofaktoren vorliegen.
  • Bei der isolierten systolischen Hypertonie beginnt der Arzt erst ab systolischen Werten über 160 mmHg mit der medikamentösen Therapie.
  • Der Neubeginn einer blutdrucksenkenden Therapie sollte bei Menschen über 80 Jahren erst bei systolischen Blutdruckwerten > 160 mmHg erfolgen.

Zielwerte

Hat sich die Patient*in zu einer blutdrucksenkenden Therapie entschlossen, strebt die Ärzt*in die Absenkung des systolischen Blutdruckwertes auf einen Zielwert an. Dieser hängt davon ab, wie alt die Patient*in ist und ob Risikofaktoren oder Begleiterkrankungen vorliegen. Dabei ist auch immer von Bedeutung, ob die Blutdrucksenkung vertragen wird.

  • Für 18- bis 65-Jährige soll der systolische Blutdruck ≤130 mmHg, aber nicht < 120 mmHg liegen. Diastolisch wird ein Wert zwischen 70 und 79 mmHg angestrebt.
  • Bei gleichzeitiger chronischer Nierenerkrankung empfehlen die Leitlinien für 18- bis 65-Jährige systolische Werte zwischen 140 und 130 mmHg, diastolische zwischen 70 und 79 mmHg.
  • Bei älteren Menschen über 65 Jahren werden systolische Zielwerte von 130 bis 139 mmHg und diastolische zwischen 70 und 79 mmHg empfohlen. Dies allerdings nur, wenn die Blutdrucksenkung vertragen wird und nicht zu Schwindel oder anderen schwer zu ertragenden Nebenwirkungen führt. In diesen Fällen tolerieren die Ärzt*innen oft auch Werte bis 160/100 mmHg ohne Behandlung.
  • Ist bei Menschen > 80 Jahren eine blutdrucksenkende Therapie erforderlich, sollte der systolische Blutdruck zwischen 130 und 139, der diastolische zwischen 70 und 79 mmHg liegen. Auch hier ist die Verträglichkeit entscheidend.

Hinweis: Nicht nur bei der Definition des Bluthochdrucks, auch bei den zu erreichenden Zielwerten variieren die Auffassungen. Auch hier sind die amerikanischen Leitlinien strenger als die europäischen. Bei ansonsten gesunden über 65-Jährigen empfehlen sie beispielsweise einen systolischen Zielblutdruckwert < 130 mmHg.

Basismaßnahmen – Änderung des Lebensstils

  • Eine Verhaltensänderung hin zu einem gesunden Lebensstil senkt den Blutdruck um etwa 10 mmHg. Dadurch wird nicht nur eine Reduktion der notwendigen Blutdruckmedikamente erreicht, bei nur leicht bis mäßig erhöhten Blutdruckwerten kann eine medikamentöse Therapie sogar überflüssig werden. In der Praxis sind aber leider viel zu wenige Patient*innen bereit, den anstrengenden Weg einer Änderung des Lebensstils zu gehen, obwohl damit neben dem Bluthochdruck auch andere Risikofaktoren, z. B. die Blutfette und auch die psychische Konstitution, sehr günstig beeinflusst werden – was Tabletten nicht bewirken können. Welche Maßnahmen dabei besonders wirksam sind und Tipps zur Durchführung lesen Sie unter "Ihre Apotheke empfiehlt".

Pharmakotherapie

Zur medikamentösen Therapie des Bluthochdrucks stehen fünf Wirkstoffgruppen zur Verfügung, die man einzeln oder in Kombination verordnen kann. Welches Medikament wann zum Einsatz kommt, wird von medizinischen Fachgesellschaften immer wieder an die Ergebnisse aktueller Studien angepasst (und ist leider auch nicht ganz frei vom Einfluss der Pharmafirmen).

Daneben richtet sich die Medikamentenauswahl nach den individuellen Begleiterkrankungen und der Verträglichkeit. So ist z. B. ein Betablocker zur Blutdruckbehandlung bei Patient*innen mit Bronchialasthma ungünstig. ACE-Hemmer führen manchmal zu unangenehmem trockenen Husten und müssen dann mit einem anderen Wirkstoff, zum Beispiel einem Sartan, ersetzt werden.

Folgende Antihypertensiva werden aktuell empfohlen:

  • ACE-Hemmer senken den Blutdruck über eine Erweiterung der Blutgefäße, eine Beeinflussung der Herztätigkeit und eine vermehrte Flüssigkeitsausscheidung der gesunden Niere. Hierzu gehören z. B. Benazepril, Captopril, Cilazapril, Enalapril, Fosinopril, Lisinopril, Perindopril, Quinapril, Ramipril, Trandolapril.
  • AT1-Blocker (Sartane) wirken ähnlich wie ACE-Hemmer und können diese bei Unverträglichkeiten (z. B. bei Reizhusten oder Quincke-Ödem) ersetzen. Hierzu gehören z. B. Candesartan, Eprosartan, Irbesartan, Losartan, Olmesartan, Telmisartan, Valsartan.
  • Kalziumantagonisten senken den Blutdruck durch Erweiterung der Blutgefäße, einige bremsen zusätzlich die Herzfrequenz. Hierzu gehören z. B. Amlodipin, Diltiazem, Felodipin, Isradipin, Lercanidipin, Manidipin, Nifedipin, Verapamil.
  • Diuretika fördern anfänglich die Flüssigkeits- und Kochsalzausscheidung und bewirken dauerhaft eine Erweiterung der Blutgefäße. Sie werden häufig mit anderen Bluthochdruckmitteln kombiniert. Hierzu gehören z. B. Chlortalidon, Furosemid, Hydrochlorothiazid, Indapamid, Piretanid, Torasemid, Triamteren, Xipamid.
  • Betablocker senken den Blutdruck, indem sie das Herz entlasten und die Herzfrequenz reduzieren. Hierzu gehören z. B. Atenolol, Betaxolol, Bisoprolol, Esmolol, Metoprolol, Propranolol.

Monotherapie oder Kombitherapie?

Es gibt verschiedene Empfehlungen, ob der Bluthochdruck zunächst mit einer Monotherapie oder gleich mit einer Kombination verschiedener Wirkstoffe behandelt werden soll. Bei sehr gebrechlichen Patient*innen, über 80-Jährigen oder Patient*innen mit einer Hypertonie Grad I und niedrigem kardiovaskulärem Risiko verordnen die Ärzt*innen zunächst nur einen Wirkstoff, z. B. einen ACE-Hemmer, ein Sartan oder ein Diuretikum. Reicht dessen Wirkung nicht aus, kann die Ärzt*in entweder die Dosierung erhöhen oder die Therapie um einen zweiten Wirkstoff ergänzen.

Bei allen anderen Patient*innen empfehlen die Leitlinien gleich eine Zweier-Kombination. Typische Kombinationen sind z. B. ACE-Hemmer oder Sartan plus Diuretikum oder Kalziumantagonist; bei Patient*innen mit KHK wird als Kombinationswirkstoff ein Betablocker gewählt. Ist mit der Zweier-Kombination der angestrebte Blutdruck nicht zu erreichen, kommt ein dritter Wirkstoff hinzu (ACE-Hemmer oder Sartan plus Diuretikum plus Kalziumantagonist). Die volle Wirkung von Hochdruckmitteln tritt erst nach 2 bis 6 Wochen ein. Manche Wirkstoffkombinationen werden von der Pharmaindustrie bereits in einer einzelnen Tablette angeboten, sodass sich die Anzahl der täglich einzunehmenden Tabletten reduziert.

Hinweis: Benötigen Patient*innen, die Kalziumantagonisten erhalten, eine Antibiotika-Behandlung, sollten Ärzt*innen vorsichtig sein. Die Kombination der blutdrucksenkenden Mittel mit den Antibiotika Clarithromycin und Erythromycin verursacht einen starken Blutdruckabfall. Das Risiko für die Patient*innen, dadurch einen Schock zu erleiden, erhöht sich unter Erythromycin um das Sechsfache und unter Clarithromycin um das Vierfache. Zur Behandlung von bakteriellen Infektionen bei betroffenen Patient*innen eignet sich alternativ das Antibiotikum Azithromycin.

Therapieresistenter Bluthochdruck

Bei etwa 5 bis 15 % der Hypertoniker*innen lässt sich der Blutdruck trotz Lebensstiländerungen und Dreifachtherapie nicht ausreichend senken. Dann ist die zusätzliche Gabe eines der Wirkstoffe aus folgenden Gruppen möglich:

  • Aldosteron-Antagonisten. Sie sind erste Wahl beim therapieresistenten Bluthochdruck. Zum Einsatz kommt Spironolacton, alternativ kann auch Eplerenon gegeben werden.
  • Alpha 1-Blocker (Alpha-Rezeptorenblocker) und Antisympathotonika: Diese Wirkstoffe beeinflussen direkt oder indirekt die Einwirkung des sympathischen Nervensystems auf den Gefäßtonus und erweitern so die Blutgefäße. Sie sind z. B. bei Schwangerschaftshochdruck indiziert. Zu den Alpha 1-Blockern gehören Urapidil, Doxazosin und Carvedilol, zu den zentralen Antihypertonika Clonidin, Moxonidin und alpha-Methyldopa.
  • Direkt gefäßerweiternd wirkende Substanzen (Vasodilatanzien), die den Blutdruck durch Senkung des arteriellen Gefäßwiderstands erniedrigen. Hierzu gehören z. B. Dihydralazin, Minoxidil und als kurz wirksame Medikamente die sog. Nitrate wie z. B. Nitroprussid-Natrium.
  • Renin-Hemmer wie Aliskiren hemmen direkt das blutdrucksteigernde Hormon Renin. Es wird vor allem bei hypertensiven Krisen eingesetzt oder wenn eine Zweier- oder Dreierkombination der empfohlenen Wirkstoffe den Bluthochdruck nicht ausreichend senken kann. Renin-Hemmer dürfen jedoch nicht mit ACE-Hemmern oder Sartanen kombiniert werden.

Es gibt auch nicht-medikamentöse Verfahren zur Blutdruckkontrolle. Diese werden jedoch außerhalb von Studien nicht mehr empfohlen. Dazu gehören

  • Barorezeptoraktivierungstherapie (BAT). Stimulation der in der Halsschlagader (Arteria carotis) befindlichen Druckrezeptoren (Barorezeptoren) mit eingepflanzten Stimulationselektroden. Auf diese Weise wird den Druckrezeptoren ein hoher Druck in den Gefäßen vorgetäuscht, es kommt zu einer Gegenregulation mit Blutdruckabfall.
  • Renale Denervation. Hier versuchen die Ärzt*innen, die Niere vom sympathischen Nervensystem (dem "Stressnervensystem") abzukoppeln, wodurch der Blutdruck dauerhaft sinkt. Dafür schieben sie einen Katheter in die Nierenarterie vor und veröden die autonomen Nervenfasern in dem Blutgefäß mit Strom.

Prognose

Je früher ein Bluthochdruck erkannt und behandelt wird, desto geringer ist die Gefahr, dass sich Folgeschäden entwickeln. Zur Abschätzung des individuellen Herzkreislaufrisikos durch Bluthochdruck und andere Risikofaktoren gibt es verschiedene klinische Punktebewertungssysteme wie z. B. den Procam-Score und den ESC-Score (Links zu den Scores unter Weiterführende Informationen).

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Medikamentöse Therapie. Nebenwirkungen der Hochdruckmedikamente (wie Leistungsknick oder Potenzprobleme) sind leider häufig. Hier ist es auf jeden Fall besser, gemeinsam mit der Ärzt*in über einen Präparatwechsel nachzudenken, als einfach mit der Tabletteneinnahme aufzuhören. Manchmal ist auch nur Geduld erforderlich. Treten z. B. zu Beginn einer Blutdruckbehandlung Müdigkeit oder Schwindel auf, so muss dies keine Medikamentenunverträglichkeit sein, sondern kann eine Folge des ungewohnten normalen Blutdrucks darstellen, an den sich der Körper erst wieder gewöhnen muss.

Nehmen Sie Ihre Blutdruckmedikamente regelmäßig und langfristig ein. Nur so ist die Wirksamkeit der Behandlung gewährleistet. Wenn die Blutdruckwerte nach einiger Zeit zu hoch oder zu niedrig sind, besprechen Sie mögliche Therapieänderungen mit Ihrer Ärzt*in.

Leisten Sie sich als Bluthochdruckpatient*in ein eigenes Blutdruckmessgerät zur Selbstmessung, das erleichtert die Kontrolle der Blutdruckeinstellung. Die Deutsche Hochdruckliga überprüft regelmäßig Blutdruckmessgeräte und verleiht ein Prüfsiegel für deren Messgenauigkeit. Achten Sie darauf, dass Ihr Messgerät ein solches Prüfsiegel hat. Messen Sie immer zur gleichen Tageszeit und am gleichen Ort, z. B. sonntags früh vor dem Frühstück.

Körpergewicht. Am Anfang steht die Normalisierung des Körpergewichts. Der Abbau von 1 kg Übergewicht lässt den Blutdruck um mindestens 1–2 mmHg absinken.

Ernährung. Verwenden Sie möglichst wenig Kochsalz, denn ein hoher Salzkonsum kann den Blutdruck erhöhen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Menschen mit Bluthochdruck, die Aufnahme von Kochsalz (Natriumchlorid) mit der Nahrung auf maximal 6 g täglich zu beschränken. 6 g Speisesalz entsprechen in etwa einem gestrichenen Teelöffel voll Salz. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung liegt die Speisesalzzufuhr bei ca. 70 % der Frauen und bei ca. 80 % der Männer derzeit zu hoch. Der größte Teil wird über verarbeitete Lebensmittel und den Verzehr außer Haus zubereiteter Speisen zugeführt. Um den Salzkonsum zu reduzieren, sollte der Verzehr verarbeiteter Lebensmittel reduziert und der Verzehr unverarbeiteter Lebensmittel wie Gemüse und Obst gesteigert werden. Es empfiehlt sich, bei der Speisenzubereitung weniger Salz und stattdessen mehr Gewürze zu verwenden. Es fällt leichter, die Salzzufuhr zu verringern, wenn dies in kleinen Schritten passiert, damit man sich an den schwächeren Salzgeschmack gewöhnen kann.

Sondertext: Das Salz in der Suppe

Auch eine kalium- und ballaststoffreiche Ernährung mit vielen Früchten (Bananen sind der Kaliumlieferant schlechthin, auch Trockenfrüchte bieten viel davon), Vollkornprodukten und Gemüse lässt den Blutdruck sinken. Möglicherweise haben auch Tomaten eine blutdrucksenkende Wirkung.

So genannte Entlastungstage, z. B. ein Obst-, Saft- oder Reistag pro Woche, können über eine Entwässerung und Entsalzung des Körpers zu einer messbaren Blutdrucksenkung führen.

Alkohol. Reduzieren Sie den Alkoholkonsum. Männer sollten maximal 20–30 g, Frauen 10–12 g Alkohol pro Tag zu sich nehmen. 20 g Alkohol entsprechen etwa 0,5 l Bier oder 0,25 l Wein – Mengen, die also keine radikalen Einschnitte erfordern.

Bewegung. Regelmäßiges Ausdauertraining ist für Bluthochdruckpatient*innen eine wichtige Maßnahme zur natürlichen Blutdruckregulierung. Optimal ist ein Training, das Sie zwei- bis dreimal pro Woche für anfänglich 30, später 45 Minuten ausüben. Wichtig ist, während der körperlichen Aktivität auf eine gleichmäßige Belastungsintensität zu achten, sodass es nicht zu gefährlichen Blutdruckspitzen kommt – "Laufen, ohne zu schnaufen" kann dafür als Motto gelten.

Bevor mit einem Krafttraining begonnen wird, ist eine sportmedizinische Eingangsuntersuchung empfehlenswert. Das Training sollte unter der Aufsicht von geschultem Personal stattfinden. Zusätzlich sollte vor jeder Trainingseinheit der Blutdruck gemessen werden. Liegen die Werte zu hoch, ist es sinnvoller zu pausieren. Vermeiden Sie unbedingt Pressatmung und Wettkampfsituationen, die Sie dazu animieren könnten, Ihre körperliche Belastbarkeit zu überschreiten. Vielleicht gibt es in Ihrer Nähe auch ambulante sportorientierte Hochdruckgruppen, bei denen die Trainingsprogramme unter ärztlicher Überwachung stattfinden.

Sonstige Belastungen. Meiden Sie (anhaltende) Stresssituationen in Beruf und Familie, suchen Sie Möglichkeiten zur Entspannung und achten Sie auf ausreichende Nachtruhe. Sowohl Schichtdienst als auch Fernreisen mit Jetlags können den Blutdruck steigern.

Kältereize wie Schwimmen im kalten Wasser, kalte Güsse oder eine kalte Dusche nach körperlicher Anstrengung oder einem Saunabesuch können den Blutdruck in die Höhe treiben. Dagegen wirken sich regelmäßige (morgendliche) Wechselduschen, ansteigende Armbäder oder Fußbäder mit einem pflanzlichen Badezusatz (z. B. Thymian oder Melisse) am Abend positiv auf mäßig erhöhten Blutdruck aus. Ist der Blutdruck stark erhöht, sollten Sie auf Saunabesuche verzichten.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde. Zu den häufig eingesetzten blutdrucksenkenden Phytopharmaka gehören Knoblauchextrakte, denen neben ihren blutdrucksenkenden Eigenschaften eine gefäßschützende Wirkung zugeschrieben wird. Täglich 600–900 mg Trockenpulverextrakt Knoblauch (entspricht einer kleinen Zehe) senken den systolischen Blutdruck um etwa 8 mmHg, den diastolischen um 5 mmHg. Knoblauch gibt es auch als Dragees. Um die erforderliche Wirkstoffmenge zuzuführen, müssen allerdings je nach Präparat täglich 3 bis 9 Dragees eingenommen werden.

Stressgeplagte Patient*innen mit mäßig erhöhtem Blutdruck profitieren oft auch von entspannungsfördernden Heilpflanzen wie Baldrianwurzel, Melisseblättern oder Lavendel als ergänzende Maßnahme etwa zu einer Mind-Body- bzw. Entspannungstherapie.

Wegen möglicher Nebenwirkungen (z. B. depressive Verstimmungen) und teilweise gefährlicher Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sowie mit Alkohol raten viele Autor*innen von Zubereitungen mit Rauwolfia (Rauwolfia serpentina) ab.

Hydrotherapie. Wer gerne badet und unter mäßig erhöhtem Bluthochdruck leidet, kann versuchen, seinen Blutdruck mit Kohlensäurebädern zu regulieren. Hierfür wird Kohlensäure als Badezusatz (in der Apotheke erhältlich) in warmes Wasser (etwa 30 °C) gegeben, das Bad sollte nicht länger als 20 Minuten dauern.

Physikalische Therapie. Mit Massagen kann ein hoher Blutdruck zwar nicht signifikant gesenkt werden, Bluthochdruckpatient*innen profitieren jedoch vom mentalen und muskelentspannenden Effekt.

Akupunktur. Die Nadelung individueller Punkte kann einen leicht erhöhten Blutdruck regulieren, bei stark erhöhtem Blutdruck kann die Akupunktur aber meist nur wenig ausrichten.

Prävention

Bluthochdruck ist einer der Risikofaktoren für die Entstehung von Arteriosklerose, Herzinsuffizienz, KHK, Schlaganfall, Nierenfunktionsstörung oder Durchblutungsstörungen von Gliedmaßen, die die Patient*in selbst beeinflussen kann. Kontrollieren Sie deshalb ab dem 30. Lebensjahr einmal jährlich und ab dem 50. Lebensjahr halbjährlich den Blutdruck (in mehreren Einzelmessungen), um rechtzeitig auf die Entwicklung eines Bluthochdrucks aufmerksam zu werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn Bluthochdruck bei Eltern oder Geschwistern bekannt ist. Auch eine gesunde Lebensweise beugt Bluthochdruck nachweislich vor. Forscher*innen fanden fünf Faktoren, die das Erkrankungsrisiko maßgeblich verringerten:

  • Normalgewicht
  • Täglich eine halbe Stunde intensiver Sport
  • Zurückhaltung beim Alkoholkonsum
  • Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten
  • Ernährung mit wenig rotem Fleisch, Wurst und Süßgetränken.

Weiterführende Informationen

  • www.hochdruckliga.de – Internetseite der Deutschen Hochdruckliga e. V., Heidelberg: Informationen über Ursachen und Therapiemöglichkeiten von Bluthochdruck sowie Selbsthilfegruppen in ihrer Nähe. Dort gibt ist auch einen Patientenleitfaden als pdf zum Herunterladen.
  • Link zu verschiedenen Scores auf der Seite des BNK (Bundesverband Niedergelassener Kardiologen): www.scores.bnk.de/index.html.


Von: Dr. med. Dieter Simon in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski