Aktuelle News
Hier stellen wir Ihnen, nach Datum sortiert, aktuelle News aus unterschiedlichen Bereichen zur Verfügung.
Ihre Apotheke in Herbseiten
02.10.2025

Wenn das Dämmerungsehen gestört ist
Sehschwäche & Blendempfindlichkeit
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01.10.2025

Ketamin als Freizeitdroge
Gefährlicher Rausch
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30.09.2025

7 Tipps gegen Zahnfleischbluten
Karotten knabbern, Bürste checken
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29.09.2025

Was hilft bei Handarthrose?
Üble Schmerzen
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26.09.2025

Bakterien und Schlafstörungen
Was macht der Darm mit dem Schlaf?
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25.09.2025
24.09.2025

Rindertalg als Hautretter?
Versprechen aus dem Internet
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23.09.2025

Medikamente richtig entsorgen
Bloß nicht ins Abwasser!
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22.09.2025

Zweitmeinung zur Hüftprothese
Seit 2024 möglich
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20.09.2025

Was hilft Erwachsenen mit ADHS?
Probleme im Alltag und im Beruf
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vom 02.10.2025
Wenn das Dämmerungsehen gestört ist
Sehschwäche & Blendempfindlichkeit
Unscharfe Sicht und erhöhte Blendempfindlichkeit sind die typischen Symptome bei gestörtem Dämmerungssehen.
Viele Menschen leiden mit zunehmendem Alter unter einer eingeschränkten Sehfähigkeit in der Dämmerung. Meist sind die Augen zudem besonders blendempfindlich, was das Autofahren bei Nacht gefährlich macht. Was kann man dagegen tun?
Echte Nachtblindheit meist angeboren
Störungen des Dämmerungssehens werden oft mit der sehr seltenen „echten“ Nachtblindheit verwechselt, der sogenannten Hemeralopie oder Nyktalopie. Diese Erkrankung beruht auf einer Schädigung der lichtempfindlichen Zellen, die auf die Dunkelheit spezialisiert sind. Fallen sie aus, ist das Sehen im Dunklen vollständig verloren.
Meist ist die Erkrankung angeboren. Sie kann aber auch durch schwere Netzhautschäden, z.B. im Rahmen einer diabetischen Augenerkrankung entstehen. Auch ein Vitamin-A-Mangel gehört zu den Auslösern. Ein solcher Mangel kommt heute allerdings kaum noch vor.
Gestörtes Dämmerungssehen ist häufig
Viel häufiger als die Nachtblindheit ist jedoch die Störung des Dämmerungssehens. Sie entwickelt sich oft mit dem Älterwerden. Das erste deutliche Anzeichen ist meist eine erhöhte Blendempfindlichkeit beim nächtlichen Autofahren. Durch entgegenkommende Scheinwerfer oder Baustellenbeleuchtungen kann die Sicht kurzfristig komplett verloren gehen. Typisch ist auch ein verschwommenes Sehen, was zu verstärkter Müdigkeit und verminderter Konzentration beim Fahren führt.
Auch für das gestörte Dämmerungssehen gibt es etliche Ursachen. In den meisten Fällen liegen altersbedingte Defizite zugrunde. So passt sich die älter werdende Pupille nicht mehr so schnell an Veränderungen des Lichteinfalls an, was Blendungen begünstigt. Häufig wird die Augenlinse trüber (Grauer Star), was das Sehen im Dunkeln zusätzlich erschwert. Zudem wirken sich auch nicht ausreichend korrigierte Sehfehler wie Kurz- und Weitsichtigkeit und Hornhautverkrümmungen im Dämmern stärker aus.
Bei Beschwerden zur Augenärzt*in
Wer solche Beschwerden bei sich bemerkt, sollte sich augenärztlich untersuchen lassen. Dabei wird festgestellt, ob eine echte Nachtblindheit oder ein gestörtes Dämmerungssehen vorliegt. Für die angeborene Nachtblindheit gibt es bisher keine ursächliche Behandlung, Gentherapien sind derzeit in Erprobung. Bei diabetischer Retinopathie helfen je nach Stadium Laserbehandlungen oder Augenoperationen, bei Vitamin-A-Mangel wird Vitamin A gegeben.
Gegen das gestörte Dämmerungssehen lässt sich in vielen Fällen auch etwas tun. Im Fall eines Grauen Stars kann eine Kunstlinse nötig werden, für nachts stärker ausgeprägte Sehfehler könnte eine Zweitbrille eine Option sein.
Fürs Autofahren bei eingeschränktem Dämmerungssehen gibt es folgende Tipps:
- Nur entspiegelte Brillengläser nutzen und diese regelmäßig reinigen - vor allem vor Nachtfahrten.
- Windschutzscheibe innen und außen sauber halten, um die Streuung von Scheinwerferlicht zu verringern.
- Bei Gegenverkehr nicht direkt in die Scheinwerfer schauen.
Nachtfahrbrillen sind umstritten Nachtfahrbrillen können im Einzelfall helfen – wahrscheinlich jedoch vor allem aufgrund ihrer psychologischen Wirkung durch das vermehrte Sicherheitsgefühl. Ein echter Nutzen ist für die gelben oder bernsteinfarbenen Gläser nicht belegt. Im Gegenteil, Augenärzt*innen befürchten, dass durch die Tönung und das verminderte Lichtangebot die Sicht noch schlechter wird. Sie raten deshalb in der Regel von Nachtfahrbrillen ab.
Quelle: ptaheute
 
 

vom 01.10.2025
Ketamin als Freizeitdroge
Gefährlicher Rausch
Der erste Kontakt mit Ketamin als Freizeitdroge erfolgt oft bei Partys.
Ob als Rauschmittel, zur Linderung von Ängsten oder Menstruationsschmerzen oder zur sexuellen Stimulation: Immer mehr junge Menschen nutzen das Narkosemittel Ketamin als Freizeitdroge. Doch die Risiken sind hoch, insbesondere das Gehirn und die Blase können schwere Schäden davontragen.
Einsatz seit 2021 speziell reglementiert
Ketamin ist ein wertvolles Arzneimittel, das zur Narkose und zur Schmerztherapie bei Verbrennungen oder schweren Verletzungen eingesetzt wird. Streng reglementiert kommt es als Nasenspray auch bei Erwachsenen mit schwerer Depression zum Einsatz. Als neuroaktiver Stoff ist Ketamin nicht nur verschreibungspflichtig. Herstellung, Handel und Verabreichung unterliegen seit 2021 auch speziellen gesetzlichen Regelungen.
Senkt Hemmschwellen und Schmerzen
Trotzdem wird das Narkosemittel immer häufiger außerhalb des medizinischen Bereichs eingesetzt. Zuerst wurde es als Partydroge in der Technoszene berühmt, später auch beim Chemsex. Denn in die Nase gesprüht oder geschnupft senkt die Droge Hemmschwellen und schafft eine gewollte emotionale Distanz.
Ein weiterer Trend ist die Selbstbehandlung psychischer oder körperlicher Beschwerden. Vor allem junge Frauen benutzen es, um damit Menstruationsbeschwerden oder depressive Verstimmungen zu lindern.
Der Einstieg in den Ketaminkonsum passiert meist bei Partys oder auf Festivals. Die Beschaffung ist einfach und erfolgt über Messengerdienste oder spezielle Onlineplattformen. Zudem sind die Schwarzmarktpreise niedrig: 1 g Ketamin ist z.T. schon unter 20 Euro zu haben, für einen Rausch werden beim Schnupfen circa 20 mg benötigt.
Gedächtnisprobleme, Wahn und Halluzinationen
Wie bei allen Drogen besteht die Gefahr, dass es bei steigendem Konsum zu einer Abhängigkeit und zu unerwünschten Wirkungen kommt. Besonders gefährlich sind die neurotoxischen Effekte. Dazu gehören Gedächtnisprobleme und eine verminderte Lernfähigkeit, aber auch Wahnerleben, Angstzustände oder Halluzinationen. Beim sogenannten K-Hole verlieren die Betroffenen das Bewusstsein für ihren Körper und sind von der Umgebung abgekoppelt, gleichzeitig kommt es zu verwaschener Sprache, unkontrollierten Bewegungen und Muskelzuckungen.
Häufig sind sich die Nutzer*innen überhaupt nicht bewusst, welche Nebenwirkungen durch den Ketaminmissbrauch drohen. Vielfach wird die Droge als „harmloser als Bier“ eingeschätzt. Expert*innen warnen jedoch dringend vor dem außermedizinischen Gebrauch des Narkosemittels und fordern mehr Aufklärung über die Risiken der neuen Freizeitdroge.
Quelle: medscape
 
 

vom 30.09.2025
7 Tipps gegen Zahnfleischbluten
Karotten knabbern, Bürste checken
Auch die regelmäßige Kontrolle von Zähnen und Zahnfleisch beim Zahnarzt hilft gegen Zahnfleischbluten.
Einmal zu fest geputzt und schon blutet das Zahnfleisch – wer unter empfindlichem Zahnfleisch leidet, kennt dieses Phänomen. Mit diesen 7 Tipps stärken Sie Ihr Zahnfleisch, so dass Blutungen keine Chance haben.
Zähne nicht zu heftig putzen
Typische Ursache für Zahnfleischbluten ist die Zahnpflege selbst: Gefährdet ist, wer seine Zähne seltener als 2 Mal am Tag putzt oder eine zu harte, feste oder ausgefranste Zahnbürste benutzt. Ein weiterer Risikofaktor ist der gutgemeinte, aber zu grobe Umgang mit der Zahnseide, heißt es in Medical News Today. Auch Zahnfleischentzündungen sowie blutverdünnende Medikamente erhöhen die Anfälligkeit für Blutungen.
Wenn es blutet, pressen Sie so lange eine saubere Kompresse oder ein Stück Mull auf die betroffene Stelle, bis die Blutung aufhört. Auch kühlen hilft, z.B. mit einem Eiswürfel für ungefähr 10 Minuten.
Tipps für widerstandsfähiges Zahnfleisch
Im besten Fall entsteht Zahnfleischbluten erst gar nicht. Diese Tipps helfen, um Verletzungen am Zahnfleisch ganz zu vermeiden:
- Benutzen Sie die passende Zahnbürste! Bei empfindlichem Zahnfleisch sind weiche Zahnbürsten richtig. Wechseln Sie die Zahnbürste sobald sie ausgefranst ist, aber spätestens alle 3 bis 4 Monate. Putzen Sie Ihre Zähne zweimal am Tag für 2 Minuten, um das Zahnfleisch sanft abzuhärten.
- Sanft ist auch die Devise, wenn Sie Zahnseide benutzen. Lassen Sie sich beim nächsten Besuch in der Zahnarztpraxis zeigen, wie Sie schonend die Zahnzwischenräume damit reinigen.
- Manche Zahnärzt*innen empfehlen Mundspülungen, typische Wirkstoffe dafür sind Chlorhexidin oder Wasserstoffperoxid. Weil diese Mundspülungen jedoch die wichtige Bakterienkultur im Mund stören, empfiehlt es sich, sie nur über einen kürzeren Zeitraum von maximal zwei Wochen regelmäßig einzusetzen. Chemiefrei vorbeugen lässt sich mit Salzwasserspülungen: Lösen Sie einen halben Teelöffel Salz in 225 ml warmen Wasser auf. Spülen Sie sich damit mehrfach am Tag den Mund und spucken Sie die Salzlösung dann wieder aus.
- Gewöhnen Sie sich das Rauchen ab! Rauchen verengt die Gefäße und fördert Zahnfleischentzündungen.
- Vermeiden Sie Nahrungsmittel mit hohem Zuckeranteil und raffinierten Kohlenhydraten – sie erhöhen das Kariesrisiko und schaden so langfristig auch dem Zahnfleisch.
- Knabbern Sie zwischen den Mahlzeiten Karotten und Sellerie, der Peelingeffekt durch die Faserbestandteile von Gemüse und auch Vollkornprodukten mindert Zahnbeläge und fördert die Mundgesundheit.
- Gehen Sie regelmäßig zur Kontrolle zur Zahnärzt*in und lassen Sie Ihre Zähne regelmäßig professionell reinigen.
Wann muss Zahnfleischbluten zum Arzt?
Wenn Zahnfleischbluten sich nicht stillen lässt oder trotz oben genannter Verhaltensregeln immer wieder auftritt, ist der Gang zur Zahnärzt*in angesagt. Außerdem sollten Sie die Zahnärzt*in aufsuchen, wenn gleichzeitig Veränderungen an Zähnen, Zahnfleisch oder im Mund sowie Schmerzen und Fieber auftreten.
Quelle: Medical News Today
 
 

vom 29.09.2025
Was hilft bei Handarthrose?
Üble Schmerzen
Bei schwerer Handarthrose kann das Nähen zum Problem werden.
Tabletten, Gelenkinjektionen oder Gele: Zur Linderung der Schmerzen bei Handarthrose gibt es viele medikamentöse Optionen. Doch welche davon ist am wirksamsten?
Vor allem Frauen betroffen
Viele Menschen leiden an einer Arthrose der Hände. Ursachen sind zum Beispiel genetische Faktoren, Gelenkverletzungen und Fehlbelastungen. Auch Hormone können eine Rolle spielen: Das zeigt sich daran, dass vor allem Frauen ab Beginn der Wechseljahre von der Handarthrose betroffen sind.
Drei Arten werden unterschieden: Die Arthrose der Finger, des Daumens und des Handgelenks. Allen gemeinsam ist der Schmerz. Um ihn zu bekämpfen, gibt es viele verschiedene Methoden. Sie reichen von der Einnahme von Schmerzmitteln bis hin zur Injektion ins Gelenk.
Kortisontabletten am effektivsten
Eine dänische Arbeitsgruppe hat jetzt anhand von 65 Studien untersucht, welche Methode am besten gegen den Arthroseschmerz hilft. Dabei wurden die Daten von fast 6000 Betroffenen analysiert. Es stellte sich heraus, dass im Vergleich zu einem Placebo (einem wirkungslosen Scheinmedikament) Glukokortikoide (Kortison) zum Schlucken am wirkungsvollsten waren. An zweiter Stelle standen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) in Tablettenform, zu denen z.B. Ibuprofen, Acetylsalicylsäure und Diclofenac gehören.
Gelenkinjektionen ohne Effekt
Oft verschrieben werden bei der Handarthose Schmerzgele auf Basis von NSAR. Sie hatten dieser Analyse zufolge allerdings keinen Effekt auf die Arthroseschmerzen. Das Gleiche galt den Autor*innen zufolge für Gelenkinjektionen. Weder direkt ins Gelenk gespritzte Hyaluronsäure, noch Glukokortikoide waren besser als das Placebo. Ebenfalls als wirkungslos erwies sich Hydroxychloroquin, ein bei rheumatischen Erkrankungen oft verschriebener Wirkstoff.
Für die meisten der zahlreichenen Medikamente bei der Handarthrose lässt sich anhand der analysierten Studien keine Wirksamkeit nachweisen, resümiert das Autorenteam. Als effektiv gegen Arthroseschmerzen der Hand hätten sich nur Kortison und NSAR in Tablettenform erwiesen.
Quelle: British Medical Journal
 
 

vom 26.09.2025
Bakterien und Schlafstörungen
Was macht der Darm mit dem Schlaf?
Die Schlafqualität wird auch vom Darm beeinflusst
Der Darm könnte den Schlaf beeinflussen – doch auf andere Weise, als man denkt.
Unterschiede von Mensch zu Mensch
Der Darm eines Menschen ist von vielen verschiedenen Bakterien besiedelt. Die Gesamtheit aller Darmbakterien eines Menschen nennt man das Darm-Mikrobiom. Die Bakterienarten unterscheiden sich dabei von Mensch zu Mensch. Hier spielen genetische Faktoren eine Rolle, aber beispielsweise auch die Ernährung – Vegetarier*innen haben andere Darmbakterien als Fleischessende.
Einfluss auf das Nervensystem
Über die Darm-Hirn-Achse hat das Darm-Mikrobiom einen Einfluss auf das Gehirn. Denn Darmbakterien betreiben Stoffwechsel, bauen manche Stoffe aus der Nahrung ab und bilden wiederum andere Stoffe, die in das Blut gelangen. Über das Blut können diese Stoffe unter anderem das Gehirn beeinflussen. Diese Darm-Hirn-Achse haben chinesische Forschende nun zum Anlass genommen, um zu prüfen, ob Darmbakterien die Schlafqualität und Schlafstörungen beeinflussen. In der Studie wurde das Mikrobiom vieler tausender Teilnehmer*innen untersucht und mit den Genanalysen von Menschen mit Schlaflosigkeit verknüpft. Dabei wurden 71 Gruppen von Bakterien untersucht.
Andere Bakterien bei Schlaflosigkeit
14 Bakteriengruppen haben das Risiko für Schlafstörungen leicht erhöht, 8 andere Gruppen das Risiko leicht reduziert. Umgekehrt führte Schlaflosigkeit zu einer Abnahme von 7 Bakteriengruppen, während 12 andere sich vermehren konnten. Die Zusammenhänge waren jedoch nur leicht, auch wurden andere Faktoren für Schlaflosigkeit wie Lebensstil und Ernährung nicht berücksichtigt. Die Studie bietet jedoch einen ersten Anhaltspunkt dafür, dass Schlafstörungen auch mit den Darmbakterien zusammenhängen können. Und da Darmbakterien unter anderem mit Probiotika und Präbiotika beeinflusst werden können, lässt sich über diesem Wege künftig möglicherweise auch die Schlafqualität beeinflussen.
Quelle: Ärzteblatt.de
 
 

vom 25.09.2025
Impfen schützt auch das Herz
Doppelter Effekt
Impfen ist für Menschen mit Herzerkrankungen ganz besonders wichtig.
Gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und der Verzicht aufs Rauchen gehören zu den zentralen Faktoren für die Herzgesundheit. Doch man kann noch mehr für Herz und Gefäße tun: sich regelmäßig impfen lassen.
Erhöhter Sauerstoffbedarf und geschwächter Muskel
Virale und bakterielle Infektionen wirken sich auf verschiedene Weise auf das Herz aus. Sie können den Sauerstoffbedarf der Herzmuskelzellen erhöhen und dadurch bei Patient*innen mit koronarer Herzkrankheit Angina-pectoris-Anfälle oder einen Herzinfarkt auslösen. Durch Anstoßen entzündlicher Prozesse schaden sie den Gefäßen, zudem können Bakterien und Viren den Herzmuskel schwächen - was vor allem für Menschen mit bekannter Herzschwäche gefährlich wird.
Mehr Influenza, mehr Infarkte
Bekannt ist solch ein schädigender Einfluss auf Herz und Gefäße für Grippe- und Coronaviren, RSV, Herpes-zoster-Viren, Parainfluenza- und Adenoviren sowie für Pneumokokken. So stieg z.B. mit der Anzahl der Influenzafälle in einer amerikanischen Studie die Rate an Krankenhauseinweisung aufgrund von Herzschwäche und Herzinfarkt. Andere Untersuchungen zufolge haben Menschen mit bestehender Herz-Kreislauf-Erkrankung ein erhöhtes Risiko, an einer Virusinfektion zu sterben.
Impfungen können die Herzgefahr durch Virusinfektionen senken, betonen deutsche Kardiolog*innen. Studien haben gezeigt, dass gegen Influenza Geimpfte ein deutlich geringeres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall hatten als Ungeimpfte. Und selbst wenn es zu einem akutem Herzinfarkt kam, hatte das Impfen positive Auswirkungen: Dann senkte die Impfung das Risiko, am Infarkt zu sterben.
Ähnlich gute Ergebnisse weist die Zoster-Impfung auf. Sie konnte das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse um 50% senken. Für weitere Impfungen laufen gerade Studien, deren Ergebnisse mit Spannung erwartet werden.
Drei Impfungen empfohlen
Deutsche Kardiolog*innen empfehlen deshalb, Impfungen nicht nur als Schutz vor Infektionen, sondern auch als Prävention gegen Herz-Kreislauf-Ereignisse zu nutzen. Ganz besonders gilt dies für folgende Impfungen:
- Influenzaimpfung. Alle Patient*innen mit akutem Koronarsyndrom sollten gegen Influenza geimpft werden.
- Pneumokokkenimpfung. Patient*innen mit Herzschwäche (Herzinsuffizienz) sollten alle fünf bis zehn Jahre eine Pneumokokkenimpfung erhalten.
- COVID-19-Impfung. Wie alle anderen profitieren auch Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen von der Coronaimpfung. Ganz besonders gilt dies für Betroffene mit Herzschwäche, koronarer Herzkrankheit und Diabetes.
Quelle: SpringerMedizin
 
 

vom 24.09.2025
Rindertalg als Hautretter?
Versprechen aus dem Internet
Bei sehr trockener Haut kann Rindertalg hilfreich sein.
Glaubt man dem Internet, ist Rindertalg das neue Wundermittel für die Haut. Er soll gegen Hautfalten und Narben helfen und sogar als natürlicher Sonnenschutz wirksam sein. Was ist dran an dem Hype?
Fett zum Frittieren von Pommes
Bei Rindertalg handelt es sich um das Fett aus Eingeweiden von Rindern. Es wird aus Schlachtteilen gewonnen und besteht vor allem aus Triglyceriden und gesättigten Fettsäuren. In der belgischen Küche wird der Talg zum Frittieren von Pommes genutzt. Und auch in der Kosmetikindustrie verwendet man ihn schon lange, z. B. in Seifen, Lippenstiften und Haarpflegeprodukten.
Seit neuestem hat das Fett auch Einzug in die sozialen Medien gehalten. Dort wird es als Hautpflegewunder beworben – und zwar als ideales Produkt für alle Hauttypen. Tatsächlich ist Rindertalg dem Talg (Sebum) der menschlichen Haut sehr ähnlich. Deshalb könnte er für einige Menschen durchaus hilfreich sein. Zum Beispiel, wenn bei sehr trockener Haut oder Neurodermitis zu wenig Sebum produziert wird. Bei Psoriasispatient*innen könnte Rindertalg die Haut geschmeidig halten, und auch zur Massage abgeheilter Narben dürfte er sich eignen. Entgegen der genannten Versprechen liefert das Fett aus den Schlachtabfällen kein Kollagen und ist auch nicht feuchtigkeitsspendend. Die antioxidativen Vitamine A und E sind zwar enthalten, allerdings nicht in der Menge wie in speziellen dermatologischen Wirkstoffen.
Fördert Pickel und Entzündungen
Doch Rindertalg ist nicht in jedem Fall zur Hautpflege geeignet: Nicht angewendet werden darf er auf entzündeter Haut. Durch den hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren verschließt der Talg die Poren und kann einen Hitzestau auf der Haut auslösen. Das verstärkt nicht nur die Entzündungsprozesse bei Rosazea, perioraler Dermatitis und Akne. Es wirkt auch komedogen – d.h. es lässt die Mitesser sprießen.
Kein Ersatz für Sonnenschutz!
Besonders unverantwortlich ist die Behauptung, Rindertalg könnte als Sonnenschutzmittel eingesetzt werden. Er blockt weder UV-Strahlen ab noch weist er einen messbaren Lichtschutzfaktor auf. Wer Rindertalg als Sonnenschutz benutzt, riskiert Sonnenbrände und fördert deren Folgeschäden.
Insgesamt könnte Rindertalg bei sehr trockener Haut helfen – für viele Hauttypen gibt es aber geeignetere Alternativen, z. B. Produkte aus Lanolin, Sheabutter oder Jojobaöl.
Quelle: ptha heute
 
 

vom 23.09.2025
Medikamente richtig entsorgen
Bloß nicht ins Abwasser!
Jeder zweite Deutsche entsorgt abgelaufene Medikamente im Abwasser.
Hausapotheken sollten regelmäßig durchforstet und abgelaufene Arzneimittel entsorgt werden. Besonders beliebt dabei sind Toilette oder Spüle. Das ist jedoch grundfalsch: Denn diese Praxis gefährdet unser Grundwasser.
Kläranlagen überfordert
Jede zweite Deutsche entledigt sich ihrer Altmedikamente über die Toilette oder das Waschbecken. Das ist das Ergebnis einer Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Doch das Abwasser ist für Arzneimittel nicht der richtige Ort. Das liegt daran, dass die Kläranlagen mit ihrer derzeitigen Technik nicht in der Lage sind, die Wirkstoffe zu entfernen. In der Folge landen sie im Grundwasser – zusätzlich zu den von Mensch und Tier bei einer Pharmakotherapie ohnehin ausgeschiedenen Arzneimittelresten.
In den Hausmüll nur bei Müllverbrennung
Wie Medikamente stattdessen zu entsorgen sind, hängt vom offiziellen Müllmanagement in der Region ab. Wird der Müll verbrannt, gehören Arzneimittelreste in den Hausmüll. Vorher macht man sie unbrauchbar. So kann man z.B. Tabletten aus ihren Blistern herausdrücken und mit Kaffeesatz vermengen. Nasentropfen oder Hustensaft vermischt man ebenfalls mit Abfallresten. Schmerzpflaster klebt man mit den Klebeflächen aneinander, Spritzen und Kanülen sind durchstichsicher zu verpacken. Unbedingt ist darauf zu achten, dass der Hausmüll für Kinder und Haustiere unerreichbar ist.
Problematischer ist die Entsorgung in den Regionen, wo der Müll mechanisch-biologisch vorbehandelt wird. Dort gehören Arzneimittel zum Sondermüll und werden z.B. über ein Schadstoffmobil eingesammelt. Wie die Arzneimittelentsorgung am eigenen Wohnort gehandhabt wird und welche Institution zuständig ist, erfährt man nach Eingabe der Postleitzahl auf www.arzneimittelentsorgung.de.
Rücknahme in der Apotheke
Auch etliche Apotheken bieten an, alte Medikamente zurückzunehmen. Oft stellen sie dazu eine sog. MEDI-Tonne zur Verfügung. Dort können Altmedikamente und nichtinfektiöse medizinische Abfälle hineingeworfen werden. Im Gegensatz zur Entsorgung im Hausmüll müssen die Apotheken dies als Gewerbeabfall deklarieren.
Auch Verpackungen richtig entsorgen
Nicht nur Medikamente, auch die unterschiedlichen Verpackungsarten müssen korrekt entsorgt werden:
- Umverpackungen und Beipackzettel gehören als Papiermüll in die blaue Tonne.
- Verpackungen aus Kunststoff und Aluminiumfolie werden in der Gelben Tonne entsorgt. Dazu gehören Blister- und Durchdrückverpackungen, Salbentiegel und -tuben und Pumpsprays und Spraydosen. Alle Verpackungen müssen komplett entleert sein. Das gilt besonders für Sprays: Enthaltene Gase können bei der Weiterverarbeitung in Brand geraten oder explodieren.
- Geleerte Glasverpackungen entsorgt man über den Glasmüll. Vorher müssen Kunststoffdeckel abgeschraubt bzw. entfernt werden.
Noch Fragen?
Bei offenen Fragen hilft jetzt auch das neue Internetportal "Humanarzneimittel und Umwelt" des Umweltbundesamtes weiter.
Quelle: ptaheute
 
 

vom 22.09.2025
Zweitmeinung zur Hüftprothese
Seit 2024 möglich
Das Einpflanzen einer künstlichen Hüfte und ihre Funktion werden häufig an Modellen aus Kunststoff erklärt.
Bei ausgeprägter Arthrose wird oft das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks empfohlen. Doch viele Betroffene sind unsicher, ob das wirklich die beste Maßnahme ist. Seit 2024 gibt´s Entscheidungshilfe: Wer eine Hüftprothese bekommen soll, kann sich auf Kassenkosten eine zweite Meinung dazu einholen.
Wenn nichts anderes mehr hilft
In Deutschland werden pro Jahr etwa 240 000 künstliche Hüftgelenke (Hüftendoprothese) eingesetzt. In etwa 75% wird der Gelenkersatz aufgrund von Arthrose nötig. Empfohlen wird eine neue Hüfte nur dann, wenn alle anderen Maßnahmen zur Behandlung der Arthrose ausgeschöpft sind. Dazu gehören schmerz- und entzündungshemmende Medikamente, Krankengymnastik, Physiotherapie und die Anpassung der Belastung.
Es ist nicht ganz einfach, bei einer Hüftgelenksarthrose den besten Zeitpunkt für das Einsetzen einer Endoprothese zu finden. Operiert man zu spät, kann das Ergebnis darunter leiden. Z.B. wenn das Gelenk schon zu eingesteift war, um durch die Prothese die volle Bewegung zurückzuerlangen. Oder wenn sich das Schmerzgedächtnis nicht „löschen“ lässt, Schmerzen also trotz reibungslos funktionierender neuer Hüfte weiter bestehen bleiben. In seltenen Fällen ist vielleicht auch der Gelenkersatz gar nicht die richtige Entscheidung für die Betroffene.
Anspruch auf eine qualifizierte zweite Meinung
Auch wenn die behandelnde Ärzt*in nach bestem Wissen und Gewissen zum Hüftersatz rät – oft bleibt bei den Betroffenen eine gewisse Unsicherheit zurück. Da hilft eine neue Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses (GbA). Danach haben gesetzlich Krankenversicherte in Zukunft das Recht, sich eine zweite Meinung einzuholen, wenn ihnen ein Hüftgelenksersatz oder der Austausch ihrer Hüftprothese empfohlen wird. Die Kosten dafür übernimmt die Krankenkasse.
Ärzt*innen für die Zweitmeinung findet man im Netz
Die Zweitmeinung gibt es von speziell qualifizierte Fachärzt*innen, im Fall der Hüftgelenksprothese z.B. aus dem Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie. Sie beraten die Patient*innen darüber, ob der geplante Eingriff medizinisch notwendig ist und ob es eventuell doch Behandlungsalternativen gibt.
Zweitmeinungsberechtigte Ärzt*innen findet man im Internet unter www.116117.de/zweitmeinung. Auch die Krankenkassen beraten darüber, wer in der Nähe eine Zweitmeinung abgeben darf. Zu welchem der ermächtigten Fachleute man schließlich geht, entscheidet die Betroffene dann selbst.
Quellen: GbA, Ärztezeitung
 
 

vom 20.09.2025
Was hilft Erwachsenen mit ADHS?
Probleme im Alltag und im Beruf
Erwachsene mit ADHS verzetteln sich im Beruf oft.
Innere Unruhe, Konzentrationschwierigkeiten und impulsive Handlungen sind die typischen Probleme von Erwachsenen mit ADHS. Je stärker sie ausgeprägt sind, desto mehr kommt es im Alltag zu Stress und Konflikten mit Familie und Arbeitskolleg*innen. Um den Druck zu mindern, ist eine effektive Therapie nötig. Neben Medikamenten helfen dabei eine kognitive Verhaltenstherapie und lebenspraktische Tipps.
Bis zu 5% der Erwachsenen betroffenen
Die Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist schon lange bekannt, tauchte aber zunächst unter anderen Namen auf. Zum Beispiel im 1845 erschienenen Kinderbuchbuch „Der Struwwelpeter“: Darin spiegelten der Zappelphilipp die motorische Unruhe und Hanns-Guck-in-die Luft die Unaufmerksamkeit. Wenige Jahre danach beschäftigten sich die ersten Kinderärzt*innen mit dem Syndrom, verknüpften es allerdings mit einer Intelligenzminderung. Schließlich ordnete 1902 ein britischer Arzt die Erkrankung wissenschaftlich ein: Er beschrieb Kinder mit ausgeprägter Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität bei sonst normaler Intelligenz.
In den 1980er-Jahren stellte sich mehr und mehr heraus, dass auch Erwachsene unter ADHS-Symptomen leiden können. Heute gilt ADHS als eine lebenslange neurobiologische Entwicklungsstörung, die fast immer im Kindesalter beginnt und bei vielen Betroffenen bis ins Erwachsenenalter bestehen bleibt.
In Deutschland leiden etwa 5-10 % der Kinder und Jugendlichen an ADHS, und etwa 60 % nehmen die Störung ins Erwachsenenalter mit. Das führt dazu, dass 2-5 % der Erwachsenen in Deutschland davon betroffen sind. Manchmal kommt es auch erst im Erwachsenenalter zur Diagnose, z. B. wenn die ADHS-Symptome zu Problemen im Arbeitsleben oder in Beziehungen führen. Dann ist die Störung jedoch nicht neu entstanden. Stattdessen wurden die entsprechenden Verhaltensweisen im Kindesalter nicht richtig gedeutet oder übersehen.
Hinweis: Bei den Kindern und Jugendlichen leiden überwiegend Jungen an ADHS. Im Erwachsenalter ist das anders: Hier sind Frauen und Männer etwa gleich häufig betroffen.
Aktivierungsmuster im Gehirn verändert
ADHS beruht auf Störungen in bestimmten Hirnregionen. Studien konnten zeigen, dass bei ADHS-Kranken das Gehirnvolumen im Vergleich zu Gesunden etwas verringert ist. Auch die Aktivierungsmuster im Gehirn unterscheiden sich, betroffen ist dabei u.a. der Botenstoff Dopamin. Warum es zu diesen Veränderungen kommt, ist noch nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die vor, während und kurz nach der Geburt auf das Gehirn des Kindes einwirken.
Da ADHS gehäuft in Familien vorkommt, ist eine genetische Beteiligung wahrscheinlich. Die Veranlagung kann also vererbt werden, wobei nicht ein einzelnes, sondern eine Vielzahl von Genen daran beteiligt sind. Hinzu kommen äußere Einflüsse. Rauchen in der Schwangerschaft soll das Risiko für ADHS beim Kind erhöhen, Gleiches gilt für Alkohol. Weitere Risikofaktoren sind Frühgeburt und ein geringes Geburtsgewicht, aber auch Vernachlässigung in der Kindheit (Heimaufenthalte, schwierige Beziehungen zu den Eltern) werden diskutiert.
Hinweis: Lange wurde diskutiert, ob eine zuckerreiche Ernährung oder die Einnahme von Acetylsalicylsäure (Aspirin) ADHS auslösen könnten. Das ist inzwischen ebenso widerlegt wie die Annahme, dass eine strenge Erziehung dazu führt.
Innere Unruhe und Probleme im Alltag
ADHS beruht bei Kindern und Erwachsenen auf den gleichen Veränderungen im Gehirn. Hyperaktivität, gestörte Aufmerksamkeit und Impulsivität äußern sich nur etwas unterschiedlich. Die bei Kindern oft überaus starke motorische Aktivität verlagert sich bei Erwachsenen häufig nach innen.
Insgesamt variieren die ADHS-Symptome auch bei Erwachsenen sehr. Nicht bei allen sind die Symptome gleich stark ausgesprägt und entsprechend unterschiedlich beeinflussen sie das Leben der Betroffenen.
- Aufmerksamkeitstörungen führen dazu, sich nur kurz auf eine Sache konzentrieren zu können. Typisch sind sprunghaftes Denken, leichte Ablenkbarkeit und viele Flüchtigkeitsfehler. In manchen Fällen kommt es auch zur sogenannten Hyperkonzentration. Das bedeutet, dass eine Person sich über einen längeren Zeitraum extrem intensiv auf eine bestimmte Tätigkeit oder ein Thema konzentrieren kann – oft so sehr, dass die Umgebung und die Zeit ausgeblendet werden.
- Innere Unruhe und Überaktivität äußern sich bei Erwachsenen eher weniger durch Herumrennen und Herumhüpfen. Stattdessen überwiegen eine starke innere Anspannung, Nervosität und Fingertrommeln oder Fußwippen.
- Eine verstärkte Impulsivität zeigt sich nicht nur in spontanen Entscheidungen und vermehrtem unüberlegtem Handeln. Typisch ist auch ein verstärkter Redefluss, die Tendenz, andere zu unterbrechen und schnelle Stimmungswechsel.
Für ADHS-Betroffene ist es oft problematisch, die eigenen Gefühle zu kontrollieren. Die geringe Frustrationstoleranz führt dazu, dass Misserfolge oder negative Gefühle schwer auszuhalten sind. Ihre Reizbarkeit ist hoch, manche neigen auch zu Jähzorn.
All diese Reaktionen und Verhaltensweisen können dazu führen, dass Menschen mit ADHS große Probleme mit der Organisation ihres Alltag haben. Es fällt ihnen schwer, ihre Zeit einzuteilen und Ziele zu erreichen. Sie vergessen leicht Termine und verlegen Gegenstände, von außen wirken Wohnung und Arbeitsbereich häufig chaotisch. Das alles führt leicht zu Konflikten mit Familie, Freunden und Arbeitskolleg*innen.
Hinweis: Manche Menschen nutzen ihre ADHS-typischen Eigenschaften wie z. B. verstärkte Kreativität oder Spontaneität auch positiv. Besonders in der Musikszene und im Filmgeschäft gibt es dafür Beispiele (Justin Timberlake, Emma Watson u.a.).
Ist es ADHS?
Ein Großteil der ADHS-betroffenen Erwachsenen kennt ihre Diagnose seit der Kinder- und Jugendzeit. Bei ihnen gilt es, die Behandlung von der Kinder- und Jugendpsychiater*in zur Erwachsenenpsychiater*in zu überführen. Manche Männer und Frauen leiden jedoch seit ihrer Kindheit unter ADHS-Symptomen, ohne dass diese der Störung zugeordnet werden. Insbesondere Frauen schaffen es oft, ihre Probleme jahrelang zu kompensieren. Doch in Zeiten, in denen neuer oder verstärkter Druck ins Leben kommt, gelingt das meist immer schlechter. Dazu gehören Prüfungen, der Übergang ins Arbeitsleben oder veränderte soziale Strukturen wie eine festen Beziehung. Dann stellt sich manchen die Frage, ob ihre Beschwerden noch „normal“ sind oder auf einer ADHS beruhen – dies gilt umso mehr, seit ADHS vermehrt in den Medien thematisiert wird.
Im Internet gibt es eine Reihe von ADHS-Tests, die bei einem Verdacht helfen können. Eine Diagnose kann man damit nicht stellen, dafür ist eine ärztliche Untersuchung erforderlich. Wer unter starkem Leidensdruck steht und bei sich ADHS vermutet, sollte deshalb versuchen, dies bei einer Psychiater*in oder einer ärztlichen Psychotherapeut*in abklären zu lassen.
Für die Diagnose ADHS bei Erwachsenen gilt es zu prüfen, ob die Kriterien für Hyperaktivität, Impulsivität und/oder Unaufmerksamkeit erfüllt sind. Diese Kriterien sindin medizinischen Leitlinien festgelegt. Außerdem müssen die Beschwerden seit der Kindheit vorliegen, aktuell mindestens sechs Monate anhalten und berufliche und soziale Beeinträchtigungen verursachen.
Um das herauszufinden, führt die Ärzt*in ein ausführliches Gespräch mit der Patient*in. Dabei lässt sie sich nicht nur die aktuellen Symptome und schildern, sie fragt auch nach Verhaltensauffälligkeiten in der Kindheit und im Jugendalter. Wichtige Werkzeuge dafür sind standardisierte Fragebogen wie die Connor´s Adult ADHD Rating SCALE (CAARS). Um die Treffsicherheit der Diagnose zu verbessern, hilft die Befragung von nahen Angehörigen – sofern die Patient*in damit einverstanden ist.
Viele der ADHS-Beschwerden ähneln den Symptomen bei Suchterkrankungen oder bei Persönlichkeitsstörungen. Die Ärzt*in muss deshalb genau unterscheiden, um welche Ursache es sich handelt. Erschwerend kommt hinzu, dass ADHS-Betroffene relativ häufig weitere neuropsychiatrische Erkrankungen aufweisen, etwa Angststörungen oder Depressionen.
Lebensstiländerung und Psychotherapie
Die Behandlung von ADHS erfolgt mit Psychotherapie und Medikamenten. Insbesondere bei leichter Problematik sind Lifestylemodifikationen und eine Verhaltenstherapie hilfreich. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, kommen Medikamente hinzu. Unterstützend bei einer ADHS-Behandlung ist regelmäßiger Sport. Dabei werden Botenstoffe wie Dopamin und Noradrenalin freigesetzt, die positiv auf neurobiologische Prozesse im Gehirn wirken. Außerdem bessert Sport die Impulskontrolle und reduziert Stress und innere Unruhe. Daneben ist es wichtig, ausreichend zu schlafen.
Die ständige Flut an Informationen und schnellen Reizen durch digitale Medien kann die Aufmerksamkeit zerstreuen und dadurch ADHS-Symptome verstärken. Menschen mit ADHS sollten deshalb ihre Bildschirmzeit regulieren. Das gilt umso mehr, als dass ADHS-Betroffene besonders leicht internetsüchtig werden. Der Grund hierfür ist die schnelle Belohnung im Gehirn (Dopaminausschüttung) bei Nutzung digitaler Medien. Weil der Dopaminhaushalt bei ADHS oft gestört ist, wird die Dopaminausschüttung besonders intensiv erlebt.
Neben diesen Lebensstilanpassungen sind psychotherapeutische Verfahren ein unverzichtbarer Bestandteil der Behandlung. Besonders wirksam ist die kognitive Verhaltenstherapie. Studien haben gezeigt, dass sie das Zeitmanagement, die Bewältigung des Alltags und das Wohlbefinden deutlich verbessern kann. Ein weiterer zentraler Schwerpunkt ist die sogenannte Psychoedukation. Die Patient*innen sollen die Erkrankung besser verstehen und akzeptieren, um dadurch besser mit ihr umgehen zu können.
- Für ein besseres Zeitmanagement und eine bessere Organisation im Alltag dienen Strukturierungsstrategien wie Prioritätenlisten, Mindmapping und eine strikte Kalenderführung. Bei der Pomodoro-Technik wird die Arbeit in 25-Minuten-Intervalle eingeteilt, die Salamitaktik bedeutet das schrittweise Zerlegen von Aufgaben in Teilaufgaben. Beides hilft ADHS-Betroffenen, ihren beruflichen und familiären Alltag besser zu bewältigen.
- Mittels Impulskontrollübungen sollen Betroffene lernen, besser mit emotional herausfordernden Situationen umzugehen. Dabei helfen der innere Dialog und die Neurofeedbacktherapie, bei denen die Selbststeuerung gefördert wird. Dazu kommen Kommunikations- und Konfliktmanagementtraining und das Erlernen von Meditation und Atemübungen.
- Gegen die innere Unruhe empfehlen Expert*innen neben regelmäßigem Sport auch spezielle Bewegungstherapien (z. B. Yoga) und Entspannungsverfahren. Besonders empfehlenswert ist die Gruppentherapie. Unter Mitbetroffenen kann man Strategien gegen verstärkte Impulsivität oder Gefühlsstörungen erproben. Darüberhinaus hilft die Gruppe, das Gefühl der Isolation zu durchbrechen. Verbessert wird die Lebensqualität auch durch den Erfahrungsaustausch mit Selbsthilfegruppen.
Tipp: Im Juli 2025 wurde in Deutschland die erste digitale Gesundheitsanwendung (DIGA) für ADHS zugelassen. Mit Tagebuchfunktionen, ADHS-Tipps und fundiertem ADHS-Wissen unterstützt die App Betroffene, mehr Ordnung in ihrem Kopf und ihrem Leben zu schaffen. Bei Verordnung durch eine Ärzt*in übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten.
Medikamente gegen ADHS
Wenn die nicht-medikamentösen Maßnahmen nicht ausreichen, den Leidensdruck zu lindern, kommen Medikamente ins Spiel. Als Substanzen erster Wahl gelten laut Leitlinie Stimulanzien wie Methylphenidat und Amphetamine (Lisdexamfetamin). Sie verbessern vor allem die Aufmerksamkeit und die Impulskontrolle. Werden diese Medikamente nicht vertragen oder besteht gleichzeitig eine Suchterkrankung, ist das nicht-stimulierende Atomoxetin eine Option. Es gibt mehrere Krankheiten, bei denen die beiden stimulierenden Medikamente nicht eingenommen werden, zum Beispiel bei Schilddrüsenüberfunktion. Von einer Selbstmedikation ist also in jedem Fall abzuraten.
Außerdem ist es wichtig, die Medikation regelmäßig ärztlich kontrollieren zu lassen. Dabei wird geprüft, ob das Medikament wirksam ist oder evtl in der Dosierung gesteigert werden sollte. Wichtig ist auch, Nebenwirkungen abzufragen und frühzeitig zu erkennen. Einmal jährlich wird – unter ärztlicher Betreuung – ein Absetzversuch empfohlen. Damit lässt sich erkennen, ob das Medikament noch erforderlich ist oder ob es auch ohne geht.
- Methylphenidat und Lisdexamfetamin können zu Appetitverlust, Schlafstörungen, Nervosität, Herzrasen und erhöhtem Blutdruck führen.
- Bei Atomoxetin dauert es bis zu sechs Wochen, bis das Medikament seine Wirkung entfaltet. Häufige Nebenwirkungen sind ebenfalls Appetitverlust und Schlafstörungen, aber auch Übelkeit, sexuelle Dysfunktion und depressive Verstimmung.
Hinweis: Koffein kann die Wirkung der stimulierenden Medikamente verstärken und dadurch das Risiko für Nervosität und Herzrasen erhöhen. Vor allem in der Anfangsphase der Medikamenteneinnahme sollte der Kaffeekonsum deshalb eingeschränkt werden.
Quellen: S3-Leitlinie ADHS, Springer Medizin