Erythema nodosum
Erythema nodosum (Knotenrose): Akut entzündliche Hautreaktion mit sehr schmerzhaften rötlichen Knoten, überwiegend an den Streckseiten der Unterschenkel, begleitet von Fieber und Gelenkschmerzen. Auslöser sind sehr häufig Infektionen oder Autoimmunerkrankungen. Meist heilen die Hautläsionen innerhalb weniger Wochen ab. Behandelt wird mit Schmerzmitteln und evtl. Kortison.
Symptome und Leitbeschwerden
- Plötzlich auftretende rötliche, später grünliche, schmerzende, stark druckempfindliche Knoten
- Vor allem an den Streckseiten der Unterschenkel
- Häufig Fieber und starkes Krankheitsgefühl.
Wann zum Arzt
In den nächsten Tagen, wenn
- oben beschriebene Hauterscheinungen auftreten.
Die Erkrankung
Ursachen und Risikofaktoren
Das Erythema nodosum ist eine akute Erkrankung des Unterhautfettgewebes, die vor allem bei Erwachsenen zwischen 20 und 40 Jahren auftritt, Frauen sind häufiger betroffen. Die Ursache ist wahrscheinlich eine Fehlsteuerung des Immunsystems, die zugrundeliegenden Mechanismen sind jedoch noch unklar.
Bei bis zu 50 % der Fälle sind keine Auslöser zu erkennen. In den anderen Fällen werden als Ursache vor allem Infektionen, Autoimmun- und Krebserkrankungen sowie Medikamente diskutiert wie zum Beispiel
- Streptokokkeninfektionen wie die Streptokokken-Angina, Darminfektionen (Salmonellen, Yersinien), Tuberkulose, Pilzinfektionen, Virusinfektionen (HSV, EBV, CMV, Masern, Hepatitis) oder Toxoplasmose
- Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Zöliakie, Sarkoidose
- Morbus Hodgkin, Lymphome
- Arzneitherapie mit Sulfonamiden, Phenytoin oder auch oralen Kontrazeptiva ("Pille").
Klinik und Verlauf
Die Erkrankung beginnt häufig mit Abgeschlagenheit und starker Müdigkeit. Wenn sich die derben, bis zu hühnereigroßen roten Knoten entwickeln, haben die Patienten meist Fieber, Gelenkschmerzen und fühlen sich sehr krank. Im Verlauf ändert sich die Farbe der Knoten zu blau-grün, weil sich das darin enthaltene Hämoglobin abbaut (etwa wie bei blauen Flecken). Die Hauterscheinungen bilden sich in der Regel nach einigen Wochen folgenfrei zurück.
Diagnosesicherung
Arzt oder Hautarzt erkennen ein Erythema nodosum meist gut an den typischen Knoten und dem klinischen Erscheinungsbild (Fieber, Krankheitsgefühl, Gelenkschmerzen). Eine Hautbiopsie ist selten nötig, wenn, dann vor allem um eine andere Ursache für die Knoten auszuschließen.
Weil das Erythema nodosum häufig mit Infektionen oder anderen Erkrankungen zusammen auftritt, steht die Suche nach einem sogenannten "Herd" an. Dazu veranlasst der Arzt meist zunächst eine Reihe von Laboruntersuchungen (z. B. Blutbild, Entzündungsparameter, Antistreptolysintiter bei Verdacht auf eine Streptokokkeninfektion, Yersinien-Serologie bei Verdacht auf eine Darminfektion mit Yersinien). Je nach Verdacht kommen auch bildgebende Verfahren wie zum Beispiel eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs oder eine Ultraschalluntersuchung des Bauches hinzu.
Differenzialdiagnosen. Ähnliche Hauterscheinungen finden sich beim Erysipel, beim Arzneimittelexanthem, bei der Syphilis und bei Frostbeulen.
Behandlung
Die Behandlung liegt vor allem in der Therapie der zugrunde liegenden Erkrankung. In schweren Fällen ist Bettruhe erforderlich, manchmal sogar eine Einweisung in ein Krankenhaus.
Die Knoten selbst heilen üblicherweise nach 3–6 Wochen folgenlos ab. In manchen Fällen unterstützen die Ärzte den Prozess, z. B. mit
- Kühlung oder feuchten Kochsalzumschlägen
- evtl. Kortisonsalbe (Mometasonfuroat, z. B. Ecural®Fettcreme )
- in ausgeprägten Fällen evtl Kortison oral (Prednisolon) oder Acetylsalicylsäure über mehrere Wochen (zusammen mit einem Magenschutz, z. B. Omeprazol)
- beim Morbus Crohn-assoziierten Erythema nodosum evtl. Kaliumjodid 300–1500 mg/Tag über bis zu 8 Wochen.
Prognose
Die Prognose ist gut, meist heilt das Erythema nodosum innerhalb von wenigen Wochen folgenfrei ab.
Ihr Apotheker empfiehlt
Wenn Ihnen der Arzt zur Behandlung Kortisontabletten verschrieben hat, halten Sie sich exakt an die Einnahmeverordnung und setzen Sie das Präparat nicht eigenmächtig plötzlich ab. Eine Kortisontherapie muss immer langsam reduziert, d. h. ausgeschlichen werden, damit die körpereigene Kortisolproduktion ausreichend Zeit hat, wieder anzuspringen.
Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski